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Cornelius Kolig. Anleitungen an die Ewigkeit oder/or Don’t Fuck with Paradise (Instructions to Eternity or Don’t Fuck with Paradise)
A 2011, HDV, 15:00 min., german OV (eng. sub) Kamera/Camera: Johannes Hammel, Standbilder/Still Photography: Christian Ruschitzka Stimme/Voice: Cornelius Kolig gefördert von aut. architektur und tirol

Man könnte das „Paradies“ von Cornelius Kolig auch von oben beleuchten. Zu sehen bekäme man dann ein organisches Gebäude-Gebilde, das auf einer Gesamtfläche von 6000 m2 eine Sixtina, einen Pantheon, Kuh- und Saustall sowie einen Rauschgarten umfasst. 

In ihrem Porträt des Künstlers hat Sasha Pirker jedoch gar nicht versucht, den BetrachterInnen einen solchen Überblick zu suggerieren. Vielmehr geht sie gleich zu Beginn der Arbeit mitten hinein in die Details seiner Zusammenführung von Kunst und Leben: Während der Künstler noch im Vorspann von ersten Überlegungen zu einem „baubaren Paradies“ Ende der 1960er Jahre erzählt, gibt sie in poetischen, beinah still stehenden Bildern die den Bau umgebende Atmosphäre wieder: Man sieht Apfelbäume, Geäst, Rosensträucher, verfärbtes Laub, aber auch Konstruktionsteile der über Jahrzehnte gewachsenen Anlage, in der man, so die Voice Over Koligs, von „intensiven Pflanzendüften und berauschenden Sirenentönen“ umgeben ist. 
Von den organischen Formen im Außenraum leitet Pirker über in das Innere des Gebäudes, wo Kolig seine Werkstatt sowie Lager- und Schauräume hat. 
Parallel zu den Bildern, die einen Eindruck seines mit den existenziellen Themen des Lebens befassten Werkes vermitteln, gibt er Anleitungen für performative Arbeiten wieder: „Die Hosentasche umdrehen und von innen mit Hartschaum ausschäumen“ oder „den Finger in den After oder in die Scheide einführen und daran riechen“. 
Anstelle genialischer Posen wie man sie von Künstlerporträts ansonsten nur allzu gut kennt, hört man hier nur die Stimme von Kolig und sieht Zeichen und Wörter, die der Künstler in und rund um die Anlage installiert hat: „Das Gehirn wie eine Axt oder Kettensäge gegenüber der Sprache verwenden“, meint Kolig irgendwann. Und Pirker fokussiert mit Bezug auf diesen dekonstruktivistischen Ansatz in ihrer rhythmischen Aneinanderreihung von Bildern immer wieder seine transparenten Objekte, aber auch jene architektonischen Durchlässigkeiten (Durchgänge, Fenster, Plexiglasscheiben etc.), die der potentiellen Wandelbarkeit des Gebäudekomplexes und nicht seiner Fixierung geschuldet sind. (Christa Benzer)